Der alte Jüdische Friedhof Attendorn befindet sich an der Straße „Am Himmelsberg“ am Rande der Innenstadt und ist im entsprechenden Kataster der Stadt Attendorn als Baudenkmal ausgewiesen.
Die Außenseiterstellung der Juden zeigte sich schon zu früheren Zeiten auch in Attendorn an dem entwürdigenden Platz, den man ihnen zur Bestattung ihrer Toten zugewiesen hatte. Am Rande eines steilen Fußweges am "Himmelsberg" in Richtung Ennest fanden die jüdischen Beerdigungen statt. Die ersten Belege dafür findet man im Jahr 1830. In diesem Jahr wurden Hendel Klein und Schaft Mai beigesetzt.
Die königliche Regierung in Arnsberg erteilte im Jahr 1864 die Genehmigung zur Erweiterung des Begräbnisplatzes. Vor der Genehmigung musste aber noch das Grundstück auf die israelitische Gemeinde übertragen werden.
Aus Unterlagen des Stadtarchivs Attendorn, Akte B 254, Seite 229, geht hervor:
Noch 1928 sollte der Friedhof erweitert werden. Das Stadtarchiv Attendorn , Depositum Schützengesellschaft SG 60, Seite 137, informiert:
"Protokoll über die Sitzung des Schützenvorstandes im Hotel Kaiserhof; hierzu waren erschienen Hauptmann Josef Biecker, Ewald Heiderhoff, Anton Viegener, Josef Teipel, Peter Kampschulte,
Robert Hamers, Otto Siepe, Franz Frey, Erich Rodomski, Paul Bettig, Carl Hesse und Felix Stumpf junior.
Antrag der israelitischen Gemeinde auf käufl. Überlassung eines Streifens am Himmelsberg zur Vergrößerung des Friedhofes. Nach eingehender Aussprache wird beschlossen, zunächst eine
Ortsbesichtigung an einem der nächsten Sonntage abzuhalten. Danach soll der Antrag der israel. Gmde. erneut auf die Tagesordnung einer Vorstandssitzung gesetzt werden."
Die letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof fand heimlich am 25. Juli 1942 statt. An dem Tage wurde Emil Stern, der freiwillig aus dem Leben geschieden war, um der Deportation nach Dortmund und von da aus in eines der Vernichtungslager zu entgehen, von christlichen Freunden bestattet.
Heute sind auf dem ca. 1.000 m² großen Grundstück 33 Grabstätten erhalten, davon zwei Grabstätten ohne Stein. Einige der Inschriften, besonders die der älteren Grabsteine aus Sandstein im vorderen Bereich, sind nur noch sehr schwer zu entziffern. Mehrere Grabsteine sind doppelseitig beschriftet, in deutscher und hebräischer Sprache.
Der Jüdische Friedhof befindet sich heute im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe mit Sitz in Dortmund. In enger Abstimmung mit der Friedhofsverwaltung und dem Baubetriebshof der Stadt Attendorn wird der Jüdische Friedhof regelmäßig und im Wechsel durch die weiterführenden Schulen aus Attendorn gepflegt.
Der Jüdische Friedhof ist öffentlich zugänglich und kann auch im Rahmen der Stadtführung „Jüdisch in Attendorn“ besichtigt werden.
Der Jüdische Friedhof "Am Himmelsberg" befindet sich in einer Sackgasse mit eingeschränkten Parkmöglichkeiten. Besucher, die mit dem Auto anreisen, wird empfohlen, den Parkplatz "Feuerteich" zwischen Westwall und Truchseßgasse zu nutzen. Von dort geht es den Ennester Weg hoch in Richtung Jüdischer Friedhof.
Im August 1982 wurde auf dem Jüdischen Friedhof Attendorn im Rahmen einer kleinen Feierstunde anlässlich des Austausches zwischen Schülern der Gemeinde Binyamina in Israel und Schülern der beiden Attendorner Gymnasien Rivius Gymnasium und St. Ursula Gymnasium eine Tafel zum Gedenken an die Mitglieder der ehemaligen jüdischen Gemeinde enthüllt.
Bei der Gedenkstunde sprachen der Rabbiner Emil Davidovic und der gebürtige Attendorner Gerhard Gabriel Stern aus Jerusalem die Kaddishgebete.
Die Gedenktafel wurde ebenso wie die Gedenktafel in der Innenstadt vom Attendorner Bildhauer Karl-Josef Hoffmann gestaltet.
Quellen:
Der Jüdische Friedhof in Attendorn hat nun eine Infotafel am Eingangstor. Unser Dank gilt dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe in Dortmund und der Hansestadt Attendorn.
Wir wissen nicht wie, aber wie wissen, wo dieses fantastische Bild entstanden ist. Der Attendorner Daniel Guttstein hat sich (natürlich mit Kippa und Genehmigung der Polizei...) nachts auf die Lauer gelegt und dieses Bild des Jüdischen Friedhofs in Attendorn geschossen.
Unser Kompliment!
Friedhöfe sind Spiegel südwestfälischer Wirtschaftsgeschichte.
Das beweist die KULTURREGION SÜDWESTFALEN mit der beeindruckenden Reportage "Die Totenschleier von Frau Agnes".
Auch der Jüdische Friedhof in Attendorn wird vorgestellt:
Im vom Kulturverein Möhnesee e.V. im Jahr 2014 herausgegebenen Buch "Taubenauge und Holunder - Dorfgeschichten" hat die Autorin Maria Sperling das Gedicht "JÜDISCHER FRIEDHOF ZU ATTENDORN - für Paul Celan" veröffentlicht.
Eine Gruppe junger Lehramtswärter der katholischen Theologie nahm am 10. April 2018 an eines Führung durch das frühere jüdische Attendorn teil. Zur Vorbereitung auf diesen Termin erstellte die Gruppe einen lesenswerten Beitrag über die jüdische Bestattungskultur, den Sie sich hier herunterladen können: